Aussenhandelsumfrage 2022: Lieferkettenprobleme
22. Feb 2022,

Aussenhandelsumfrage 2022

Im Januar 2022 hat die Handelskammer Deutschland-Schweiz eine Mitgliederbefragung mit den Schwerpunktthemen Aussenhandel, Lieferketten und Europa durchgeführt. 75 Unternehmen haben sich daran beteiligt.
Zusammenfassung der Ergebnisse
Im Wirtschaftsverkehr zwischen Deutschland und der Schweiz überschreiten Waren im Wert von CHF 99 Mrd. jährlich die Grenze. Bei diesem beeindruckenden Volumen bleiben Schwierigkeiten nicht aus. Knapp zwei Drittel der teilnehmenden Mitglieder melden folglich Probleme bei der Entsendung von Mitarbeitenden, der administrativen Belastung bei der Zollabwicklung sowie auch mit dem internationalen Steuer- und Sozialversicherungsrecht.
Grosse Sorgen bereiten aber immer noch einige Folgen der Corona-Pandemie wie Lieferkettenschwierigkeiten, Reiseeinschränkungen und die Absage von Messen/Veranstaltungen.
Wenn die Mitglieder neue Lieferanten suchen, tun sie dies vorzugsweise in Deutschland und in der Schweiz, Stichwort «Near-Shoring».
Zu den grossen Unsicherheitsfaktoren im Exportumfeld der Mitglieder gilt die nachhaltige Sicherung der Bilateralen Verträge zwischen der Schweiz und der Europäischen Union.
Für die Umfrageteilnehmenden geben denn auch ein klares Votum für die Beibehaltung der sektoriellen Abkommen ab. Die Sorge gilt der in Zukunft grösseren Planungsunsicherheit sowie grösserer administrativer Hürden.
Der Aussenwirtschaftsverkehr zwischen Deutschland und der Schweiz hat im zweiten Corona – Jahr eine kräftige Erholung erlebt. Ein Grossteil der Mitglieder plant in Zukunft einen weiteren Ausbau ihres grenzüberschreitenden Engagements Deutschland-Schweiz.
Die teilnehmenden Firmen beurteilen ihre aktuelle wirtschaftliche Lage wesentlich besser als noch vor einem Jahr, auch sind ihre Erwartungen für die nächsten zwölf Monate deutlich optimistischer ausgefallen.
59% haben Schwierigkeiten bei der Abwicklung des Geschäftsverkehrs
Im Wirtschaftsverkehr zwischen Deutschland und der Schweiz überschreiten Waren im Wert von CHF 99 Mrd. jährlich die Grenze. Bei diesem beeindruckenden Volumen bleiben Schwierigkeiten in der administrativen Abwicklung, in der Logistik oder amtliche Meldungen und vielem mehr nicht aus. 59% der an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen stossen dabei auf grosse und kleine Probleme.
Die häufigsten Schwierigkeiten finden sich bei der Entsendung der Mitarbeitenden (30%), bei der Erbringung von Dienstleistungen sowie bei der Zoll- und Einfuhrabwicklung (je 23%). Schwierigkeiten haben die Mitgliedsunternehmen auch bei Fragen des internationalen Steuerrechts sowie des Sozialversicherungsrechts (je 18%).
Konkret nachgefragt, schildern die Mitgliedsunternehmen ihre Schwierigkeiten und Probleme durch Einhaltung von Fristen und zu grosse Bürokratie. Die gesetzlichen Anforderungen im grenzüberschreitenden Verkehr wie beispielsweise Mehrwertsteuer, Sozialversicherungsrecht, Zollnachweise werden als sehr hoch und komplex empfunden.
 
Schwierigkeiten, Handelsbarrieren oder nichttarifäre Wirtschaftshemmnisse im Wirtschaftsverkehr zwischen Deutschland und der Schweiz
43% vom Ausfall der Eventbranche betroffen
Gerade Messen und Veranstaltungen sind für Anbieter von Waren und Dienstleistungen ein wichtiger Kommunikations- und Vertriebskanal zum Kunden, dessen Wegfall, in vielen Fällen nicht ausreichend kompensiert werden kann. Folglich leiden die Firmen an dritter Stelle wegen der Absagen von Messen und Veranstaltungen immer noch relativ stark (43%). Besonders schwer getroffen waren jene Unternehmen, welche Produktionsausfälle/ Krankheitsausfälle hinnehmen mussten. Immerhin über ein Viertel der Betriebe (28%) sahen sich mit solchen extremen Herausforderungen konfrontiert.
Die Mitgliedsunternehmen reagieren auf diese momentanen Herausforderungen mit verstärkter Digitalisierung (61%), Kostensenkungen (31%) sowie Änderungen in der Lieferkette (29%) oder Verschiebung der Investition (17%).
 
Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Unternehmen
53% von Reiseeinschränkung betroffen
An zweiter Stelle und obwohl sich die Situation an der Grenze im Vergleich zum letzten Jahr erheblich erleichtert hat, belasten Reiseeinschränkungen und die Mitarbeiterentsendung die Mitgliedunternehmen immer noch wesentlich (53%), aber nicht mehr ganz so stark wie im Jahr zuvor (63%). Diese Probleme sind im Wirtschaftsverkehr zwischen Deutschland und der Schweiz sehr ernst zu nehmen. Dienstleistungen haben heute einen Anteil von mehr als einem Drittel des Handelsvolumens mit Gütern. Einerseits sind die Möglichkeiten und die Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit in den unternehmensnahen Dienstleistungsbereichen und im Handwerk seit Inkrafttreten der bilateralen Verträge deutlich vereinfacht worden. Andererseits lässt der Trend zur «Servitization», der Veränderung weg von alleinigen Gütern hin zur Kombination von Gütern und Dienstleistungen, Dienstleistungen anwachsen. Viele Produkte, insbesondere Investitionsgüter, sind nur mit ergänzenden Dienstleistungen gemäss ihrem Verwendungszweck einsatzfähig.
Corona – Pandemie: Lieferkettenprobleme – Reiseeinschränkungen – Absage von Messen und Veranstaltungen
In der Corona Pandemie werden die am Wirtschaftsverkehr zwischen Deutschland und der Schweiz beteiligten Firmen vor erhebliche Herausforderungen gestellt. Die Betriebsabläufe sind durch Home-Office-Pflicht, Reiseeinschränkungen, Unsicherheiten in der Einsatzplanung bei der Mitarbeiter-Entsendung über die Grenze und vielem mehr, erheblich erschwert und verlangen den Betrieben ein hohes Mass an Flexibilität ab.
60% sucht neue Lieferquellen
Die grössten Herausforderungen stellen bei den Mitgliedern der Handelskammer Deutschland-Schweiz die Probleme in der Lieferkette und in der Logistik (63%) dar. Diese sind in vielen Fällen so gross, dass fast 60% nach neuen oder zusätzlichen Beschaffungsquellen suchen, die Lieferkette umstellen oder verkürzen sowie nach neuen Produktionsstandorten Ausschau halten.

Nach den Zielen für ihre Lieferketten-Änderung gefragt, möchten diese die Lieferzuverlässigkeit erhöhen (65%), die Lieferzeiten optimieren (58%), eine Diversifizierung bzw. Risiko-Minimierung bei Ausfällen (47%) oder eine Kostenreduktion erreichen (44%).

Deutschland – Schweiz profitiert vom «Near-Shoring»
Bei der Suche nach neuen Beschaffungsquellen konzentrieren sich die Firmen vermehrt auf Deutschland bzw. Schweiz (78%), aber auch auf Frankreich oder Österreich (je 37%) oder auf einheimische Einkaufsquellen (35%).
Grosse Unsicherheit wegen Verhältnis Schweiz - EU
Zu den grossen Unsicherheitsfaktoren im Exportumfeld der Mitglieder gilt die nachhaltige Sicherung der Bilateralen Verträge zwischen der Schweiz und der Europäischen Union.
Die Umfrageteilnehmenden geben denn auch ein klares Votum für die Beibehaltung der sektoriellen Abkommen ab, die in vielen Bereichen den Zugang zum Europäischen Binnenmarkt und zum Schweizer Markt sichern. Über 72% messen dem Erhalt grosse Bedeutung zu (45,2% sehr wichtig und 27,4% wichtig).
Obwohl nach dem Scheitern des institutionellen Rahmenabkommens bisher nur vereinzelte Wirtschaftssektoren wie zum Beispiel die Medizinprodukte-Branche direkt betroffen sind, geben 26% der Umfrageteilnehmer an, dass dies ihre Geschäftsbeziehungen und unternehmerischen Entscheidungen bereits beeinflussen würde.
 
Nach den genauen Gründen dazu befragt sagen sie, dass eine grosse Planungsunsicherheit entstanden sei und zusätzlicher administrativer Aufwand drohe sowie keine Erleichterung bei der Entsendung von Mitarbeitenden zu erwarten sei. Zudem sei mit erschwerten und zeitintensiven Prozessen im grenzüberschreitenden Wirtschaftsverkehr zu rechnen.
Firmen setzen auf das Ende der Pandemie
Trotz vieler aktueller Unsicherheiten und Hürden durch die Pandemie, Lieferkettenproblemen und Preissteigerungen, sind die Erwartungen bezüglich der nächsten zwölf Monaten optimistischer als noch im Januar 2021: 40% denken, dass ihr Geschäft in zwölf Monaten besser sein wird, 49% gehen von einer gleichbleibenden Situation aus und 11% rechnen mit einer Verschlechterung. Der eng mit der Weltwirtschaft verbundene Aussenhandel Deutschlands und der Schweiz, beide Länder haben Exportquoten von über 50%, erholte sich ab Frühjahr/Sommer bis zum Ende des vergangenen Jahres stetig. Doch hatten die Firmen mit grossen Herausforderungen zu kämpfen, die zum Teil beträchtliche Umsatzeinbussen zur Folge hatten.
41% der Umfrageteilnehmenden mussten Umsatzrückgang verkraften
Vor allem durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie mussten im vergangenen Jahr mehr als ein Drittel (36%) grosse Umsatzrückgänge von bis zu 25% hinnehmen und weitere 5% sogar einen Umsatzrückgang von 25-50%. Keine Änderung der Umsätze verzeichneten 21% und über einen höheren Umsatz freuten sich sogar 35%.
Kräftige Erholung des Wirtschaftsverkehrs Deutschland-Schweiz: 22% erwarten eine Steigerung
Der Aussenwirtschaftsverkehr zwischen Deutschland und der Schweiz hat im zweiten Corona – Jahr eine kräftige Erholung erlebt. Das Handelsvolumen schloss 2021 mit einem wertmässigen Zuwachs von 10,2% im Vergleich zum Vorjahr. Auf die Fortsetzung dieses robusten Trends setzen auch die Mitglieder der Handelskammer.
22% erwarten eine Erhöhung ihrer Exporte nach Deutschland bzw. in die Schweiz im laufenden Jahr und 71% gehen von einer stabilen Entwicklung aus. Nur gerade 7% erwartet einen Exportrückgang nach im Aussenhandel mit dem Nachbar. Ähnlich das Bild bei den Importen: 15% erwarten eine Zunahme der Importe aus Deutschland bzw. Schweiz, 75% eine gleichbleibende Entwicklung und 11% einen Importrückgang.
Mitglieder der Handelskammer sehen Geschäftslage deutlich besser als vor einem Jahr
Der Erholungskurs im Wirtschaftsverkehr zwischen Deutschland und der Schweiz setzt sich trotz «Omikron-Welle» fort.
 
Das positive Bild wird durch die Umfrageergebnisse der Handelskammer Deutschland-Schweiz bestätigt. Von den teilnehmenden Firmen beurteilen weit über die Hälfte (57%) ihre derzeitige wirtschaftliche Lage als gut und immerhin noch 39% als befriedigend. Wirklich schlecht wird die eigene Geschäftssituation nur noch von 4% der Befragten eingeschätzt. Die momentane Grundstimmung ist somit wesentlich besser als noch im Januar 2021, wo lediglich 39% ihre gegenwärtige Lage als gut und 49% als befriedigend beurteilten.
 
Umsatzerwartungen in den nächsten 12 Monaten
Mittelfristplanung der Firmen: Ausbau und Intensivierung
Die Wirtschaftsbeziehungen Deutschland-Schweiz dürften nach der mittelfristigen Planung der Unternehmen in Zukunft an Intensität weiter zunehmen. So schätzen aktuell 42% der Befragten, dass ihr Deutschland bzw. Schweiz-Geschäft in den nächsten drei Jahren an Bedeutung gewinnen wird. 51% sind der Meinung, dass das Volumen gleich bleiben wird und lediglich 7% gehen von einer geringeren Bedeutung aus.
 
Erwartungen Deutschland-Geschäft (resp. Schweiz-Geschäft) in den nächsten 3 Jahren



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