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30. Mär 2015, Finanzen | Wechselkurs

Frankenschock in der Industrie – 3 Massnahmen für Schweizer Unternehmen

Nach dreieinhalb Jahren der relativen Ruhe an der Wechselkursfront sind die Schweizer Industrieunternehmen wieder hart gefordert. Neben den Grossunternehmen des Pharma- und Technologiesektors und den Dienstleistungsbetrieben im Finanz- und Tourismuszweig, bildet die Industriebranche das Rückgrat des Schweizer Aussenhandels.

Gefährdet sind vor allem exportabhängige Klein- und Mittelbetriebe, deren Kosten mehrheitlich in der Schweiz anfallen. Viele Industrieunternehmen sind existentiell bedroht.

«Noch sind die Unternehmen im Schockzustand, doch in den nächsten Wochen und Monaten könnte der Bedarf an Beratungsdienstleistungen im Bereich Industrie eher zunehmen. Die Herausforderungen sind gross, aber diese bergen natürlich auch Chancen zum Wandel. Aus unserer Sicht sind folgende Massnahmen zu treffen um eine optimale Ausgangslage für die Zukunft von Schweizer Unternehmen zu schaffen», meint Sven Siepen, Managing Partner von Roland Berger in Zürich.

Grafik: Frankenschock – Massnahmen für eine optimale Zukunft von Schweizer Industrie-Unternehmen

Frankenschock – Massnahmen für eine optimale Zukunft von Schweizer Industrie-Unternehmen
1. Kurzfristige Aktivitäten

Zunächst gilt es kurzfristige Massnahmen einzuleiten, um den Druck rasch zu reduzieren. Als erstes sollten die Unternehmen die vertragliche Flexibilität mit Lieferanten prüfen, um wo möglich die Faktura-Währung zu korrigieren. «Da der Wechselkurs noch immer stark schwankt, erleben unsere Kunden hier turbulente Gespräche», ergänzt Siepen.

In einem nächsten Schritt müssen die Firmen aktiv die Produktion analysieren. Nach einer möglichen Neubewertung ihres Produktportfolios können Produkte mit negativem Deckungsbeitrag eingestellt werden – und solche die gut funktionieren, weiter ausgebaut werden. Stehen zum Beispiel mehrere Produktionsstandorte zur Wahl, ist es möglich auf der Ebene der Auslastung und Effizienz zu schrauben. Ein Beitrag muss von allen Beteiligten geleistet werden. Viele Schweizer Unternehmen haben Arbeitszeitverlängerungen oder Lohnkürzungen – temporär – bei Ihren Mitarbeitern angefragt. Die Reaktion war meist positiv.

2. Mittelfristige Schritte

Mittelfristig werden die Freiräume grösser. Neue Lieferanten im Fremdwährungsraum bieten möglicherweise – dies gilt es zu prüfen – attraktivere Konditionen. Oder die Unternehmen akzeptieren die Auslagerung gesamter Wertschöpfungsschritte – vorausgesetzt, es sind keine Kerntätigkeiten.

Auch bei den Personalkosten sind voraussichtlich schmerzliche Einsparungen erforderlich. Lohnkürzungen sind eine Variante, die gemäss Siepen geprüft werden muss. Aber gerade wenn es um das Personal geht, sollte man mit höchster Sorgfalt prüfen, welche Massnahmen wirklich nötig sind und wo man alternative Schritte in Betracht ziehen kann. Viele Industrieunternehmen haben langjährige, gut qualifizierte Mitarbeiter, die man natürlich nicht verlieren möchte.

3. Langfristige Massnahmen

Langfristig steht einer kompletten Neuausrichtung des Footprints nichts im Wege. Mit der Frage nach dem richtigen Standort wird Siepen regelmässig konfrontiert. Pauschal lässt sich das kaum beantworten, hängt die Antwort doch stark von den individuellen Kundenbedürfnissen, Produktionsanforderungen und geopolitischen Rahmenbedingungen ab. Zuletzt ergeben sich mit dem starken Franken für Firmen mit gefülltem Geldbeutel gute Gelegenheiten für Zukäufe in Fremdwährung.

Fazit

«Die Anpassung wird die Betriebe sehr stark fordern. Wir sind optimistisch, dass zahlreiche Schweizer Industrieunternehmen diese schwierige Situation gut meistern werden», prophezeit Sven Siepen.

(Bildquelle: © stocknroll/iStockphoto)




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