Aufhebung des Mindestwechselkurses hat weitreichende Folgen
12. Mär 2015, Finanzen | M&A-Aktivitäten

Aufhebung des Mindestwechselkurses hat weitreichende Folgen

Die Aufhebung der Mindestgrenze des Euro-Franken-Wechselkurses wirkt sich nicht nur massiv auf den Wert des Schweizer Franken aus, sondern auch auf die M&A-Aktivitäten in der Schweiz.

Die Implikationen für die Schweizer Wirtschaft sind zweischneidig. Vorteile ergeben sich offensichtlich für Unternehmen, die ihren Umsatz in Franken generieren und gleichzeitig den Grossteil ihrer Wertschöpfung im Ausland erzeugen.

Schwieriger wird es jedoch für Unternehmen, die auf den Export angewiesen sind, in Fremdwährungen fakturieren und ihre Produkte in der Schweiz herstellen. In solchen Fällen ist unmittelbar mit einer erheblichen Verringerung der Profitabilität zu rechnen. Um dennoch Gewinnmargen halten oder sogar vergrössern zu können, werden Investitionen in Prozess- und Produktinnovationen, die Stärkung des unternehmensspezifischen geistigen Eigentums (Intellectual Property (IP)) und Kostenreduzierungen eine weitaus bedeutendere Rolle bei Schweizer Firmen einnehmen müssen.

1. Auswirkungen auf M&A-Aktivitäten

Die Aufwertung des Frankens, vor allem gegenüber dem Euro, wird sich auch auf die M&A-Aktivitäten in der Schweiz auswirken. Die Stärkung des Frankens macht Unternehmen in der Eurozone substantiell preislich attraktiver und incentiviert somit strategische Überlegungen zu grenzüberschreitenden Akquisitionen von Schweizer Firmen.

Diese Tendenz in Verbindung mit den derzeitigen Negativzinsen veranlassen zur Annahme, dass M&A Aktivitäten aus der Schweiz heraus (Outbound Deal Flow) in naher Zukunft steigen werden.

2. Negativer Einfluss auf Produktionsstandort Schweiz

Obwohl die Frankenstärke viele lukrative Chancen für Akquisitionen im Ausland bietet, dürfen die damit verbundenen Gefahren für die exportorientierte Schweiz nicht vernachlässigt werden. Der Entscheid der Schweizerischen Nationalbank (SNB) hat einen nicht zu unterschätzenden kurz- bis mittelfristigen negativen Einfluss auf den Produktionsstandort Schweiz – und auch auf den eingehenden (Inbound) Deal Flow.

Laufende Transaktionen sind seither für ausländische Käufer mit einer signifikanten Prämie versehen. Es gilt folglich bei Transaktionsverhandlungen mit Verzögerungen und potenziellen Preisabschlägen für Schweizer Targets zu rechnen. Diese Annahme stützt sich ebenfalls auf die aktuellen Bewertungsmultiplikatoren gelisteter Schweizer Firmen im Industrie-, Handels- und Servicesektor – jedoch ohne Banken und Versicherungen.

3. Einbruch diverser Bewertungs-Multiplikatoren

Umsatz-Multiplikatoren zur Ermittlung des Unternehmenswertes sind unmittelbar nach der Aufhebung der Mindestgrenze bis Ende Januar um gut sechs Prozent gefallen und liegen nun noch bei 1.4x Umsatz. Ein gleiches Bild vermitteln die EBITDA-Multiplikatoren – diese sind im gleichen Zeitraum sogar um circa acht Prozent gefallen und liegen aktuell bei 9.8x EBITDA.

Bei der Betrachtung der zukunftsorientierten (forward) Multiplikatoren lässt sich erkennen, dass Schweizer Unternehmen ihre zukünftigen Wachstumsprognosen bereits reduziert haben. Die Umsatz-Prognose ist seit dem 15.01.2015 um circa drei Prozent und diejenige des EBITDA um fast fünf Prozent gefallen.

Niedrigere Bewertungsmultiplikatoren machen Schweizer Unternehmen jedoch langfristig wiederum lukrativ für ausländische Käufer, denn IP und Innovationskraft ‚Made in Switzerland‘ sichern internationale Wettbewerbsvorteile auf dem Markt.

Fazit

Es lässt sich somit feststellen, dass die Aufhebung des Mindestkurses Schweizer M&A Outbound-Aktivitäten kurz- bis mittelfristig vor allem aus Expansionsgründen stimulieren sollte. Bei Verkäufen von Schweizer Unternehmen an ausländische Interessenten sind Preisabschläge zu erwarten. Dennoch befinden sich die derzeitigen Bewertungsmultiplikatoren im Vergleich zur Finanzkrise vor sechs Jahren auf einem relativ hohen Niveau. Anfang 2009 lagen die Multiplikatoren bei circa 1.2x Umsatz und 6.6x EBITDA.

(Bildquelle: © dolgachov/iStockphoto)

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