Kulturelle Einflussfaktoren am Arbeitsplatz
13. Nov 2015, Wirtschaft | Unternehmenskultur

Kulturelle Einflussfaktoren am Arbeitsplatz

Komplizierte Prozesse, Beförderungen nach dem Senioritätsprinzip, starre Hierarchien – solche Rahmenbedingungen schrecken viele Mitarbeitende ab. Sie haben ein anderes Verständnis darüber, wie eine Firma organisiert sein sollte, damit sie nachhaltig erfolgreich ist.

In vielen Unternehmen sind die Hierarchien heute tatsächlich flacher geworden. Doch das bedeutet nicht, dass eigenverantwortliches Handeln, Freiräume oder kooperatives Arbeiten möglich ist. Entscheidend sind vielmehr die kulturellen Einflussfaktoren.

Flache Hierarchien vs. kumpelhaftes Verhalten

Chefinnen und Chefs dürfen ohne weiteres nett, freundlich und zuvorkommend sein. Flachere Hierarchien sind jedoch nicht damit zu verwechseln, dass Vorgesetzte zu kumpelhaften Bürokollegen von nebenan mutieren. Wer es allen recht machen möchte – aber letztlich ohne Rückgrat ist – agiert weder im Sinne des Unternehmens noch der Mitarbeitenden.

Zu viel Distanz und autoritäres Chefgehabe wiederum kommt meistens schlecht an. Eine gute Führungskraft ist sichtbar und ansprechbar. Wer vom hohen Ross herab agiert oder den Kontakt zu den Mitarbeitenden nur sucht, wenn deren Mithilfe gefragt ist, erhält nicht den Respekt, auf den Führungskräfte angewiesen sind.

Delegieren heisst Macht abgeben

Und genau das fällt vielen Vorgesetzten schwer. Häufig behalten Führungskräfte die interessanten Aufgaben lieber für sich – andere trauen ihren Mitarbeitenden nichts zu und wollen über jeden Schritt informiert werden. Mit verantwortungsvollem Delegieren hat das wenig zu tun.

Gute Vorgesetzte kennen die Stärken und Schwächen ihrer Mitarbeitenden. Sie sind in der Lage, die Aufgaben so zu strukturieren, dass niemand überfordert oder unterfordert ist. Das heisst keinesfalls, Arbeit abzuschieben, die einem zu viel wird oder die man ungern erledigt.

Delegieren hat vielmehr damit zu tun, Verantwortung zu übertragen, Kompetenzen abzugeben und unterstützend da zu sein, wenn es brennt. Unter diesen Umständen wird Delegieren zu dem, was es bei genauerer Betrachtungsweise ist: ein Instrument der Entwicklung und Befähigung von Mitarbeitenden. Schliesslich sollen sie ja «fit» gemacht werden für komplexere Aufgaben. Aber genau das schreckt viele Chefs ab – aus Angst überholt und eventuell überflüssig zu werden.

Man kann nicht «nicht entscheiden»

Unsichere Vorgesetzte, die wichtige Beschlüsse auf die lange Bank schieben, können zu einer veritablen Tortur für Untergebene werden. Denn Mitarbeitende wissen gerne, woran sie sind. Manche Führungskräfte können jedoch keine Entscheidungen fällen aus Angst vor einem Fehlentscheid. Andere sind dem Irrglauben verfallen, dass wiederum andere für sie entscheiden – oder dass sich die Fragen irgendwie von selber klären.

Wer sich nicht entscheidet, entscheidet sich für den Zufall. Im Idealfall liegt jedem Entscheid eine sorgfältige Abwägung zugrunde. Das soll jedoch nicht als Ausrede dafür gelten, situativ nicht auch ad hoc und spontan zu entscheiden.

Informationsfluss als (k)eine Entscheidungsbremse

Leider ist es ein weit verbreiteter Irrtum, dass mehr Daten und mehr Information zu «besseren Entscheidungen» führen. Guten Führungskräften gelingt es, bei einem Entscheid Sachverhalt, Erfahrung, Intuition und die nötige Dosis gesunder Menschenverstand walten zu lassen. Ihnen ist die notwendige Entscheidungsgrundlage bewusst – so dass auch klar ist, ob möglichst bald entschieden werden muss oder erst nach einer detaillierten Beurteilung von Vor- und Nachteilen.

(Bildquelle: © Squaredpixels/iStockphoto)




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