MakerSpace UnternehmerTUM
2. Jul 2019, Wirtschaft | Start-up

Innovations- und Gründerzentrum mit internationaler Strahlkraft

Die Technische Universität München (TUM) ist nicht nur für ihre wissenschaftliche Exzellenz weltweit anerkannt. Sie ist auch die grösste universitäre Start-up Schmiede Deutschlands – dank dem angegliederten Institut UnternehmerTUM, Europas führendem Zentrum für Innovation und Gründung.

Die von der Unternehmerin Susanne Klatten gegründete UnternehmerTUM bietet Gründern eine hervorragende Förderung. Aber auch etablierte Unternehmen können sich hier einen Innovationsschub holen und Kontakte zur Start-up Welt knüpfen. Wie man aus einer guten Idee eine florierende Firma aufbaut, weiss Helmut Schönenberger, Mitgründer und Geschäftsführer von UnternehmerTUM, aus eigener Erfahrung. Die Idee, die sein Leben prägen sollte, hatte der Luft- und Raumfahrttechniker, als er in seinem betriebswirtschaftlichen Aufbaustudium die TUM mit der amerikanischen Elite-Universität Stanford in Kalifornien verglich. Dabei kam er zu dem Schluss, dass man nach dem Vorbild von Stanford auch an der TUM ein kleines Entrepreneurship-Center aufbauen solle. Und es gelang ihm, zwei namhafte Unterstützer für seine Idee zu finden: TUM-Präsident Wolfgang Herrmann und die Unternehmerin Susanne Klatten.

Mehr als 50 neue Start-ups pro Jahr
Im Jahr 2002 wurde die Idee umgesetzt und UnternehmerTUM gegründet. Heute bietet die Einrichtung Gründern einen Rundum-Service – von der ersten Idee bis zum Börsengang. Ein Team aus über 240 erfahrenen Mitarbeitern, darunter Unternehmer, Wissenschaftler und Investoren, unterstützen beim Aufbau des Start-ups, beim Markteintritt und bei der Finanzierung – auch mit Venture Capital. Der Focus der Förderungen liegt auf technologiebasierten Unternehmen. Mittlerweile bringt die High-Tech-Schmiede pro Jahr über 50 wachstumsstarke Neugründungen hervor. Der Schlüssel zum Erfolg sind die extrem guten Rahmenbedingungen im Grossraum München. Zum fruchtbaren Gründer-Ökosystem gehören über 15 Hochschulen, darunter mit der TUM und der Ludwig-Maximilians-Universität auch zwei Exzellenz-Universitäten. Ausserdem gibt es vor Ort mehrere Max-Planck- und Fraunhofer-Institute sowie die Firmensitze grosser Technologieunternehmen wie Airbus, BMW und Siemens. Sie fungieren als Entwicklungshelfer, Vertriebspartner und Pilotkunden.
KONUX, Lilium und ein «Einhorn»
Eine der erfolgreichsten Neugründungen, die UnternehmerTUM begleitete, ist KONUX. Das 2014 gestartete Unternehmen hat ein intelligentes Sensorsystem entwickelt, das erkennt, wann eine Maschine oder ein Bauteil gewartet werden muss. Ein wichtiger Kunde ist die Deutsche Bahn, die Konux Sensoren an Weichen anbringt, um Inspektionskosten zu sparen und eine vorausschauende Instandhaltung einzuführen.
 
Mit elektrischen Lufttaxis will Lilium Aviation die Mobilität revolutionieren. Die Kleinflugzeuge starten senkrecht wie eine Drohne und wechseln dann in den Vorwärtsflug. Möglich machen das 36 spezielle Elektromotoren an den Flügeln. In den Lufttaxis sollen fünf Personen mit 300 Kilometern pro Stunde bis zu 300 Kilometer weit fliegen können. Auch wirtschaftlich startet Lilium senkrecht durch. 2015 von vier Ingenieuren und Doktoranden der TUM ins Leben gerufen, geniesst das Startup heute das Vertrauen äusserst renommierter Investoren, wie dem chinesischen Internetunternehmen Tencent und der Silicon Valley Bank.
 
Ein weiteres Vorzeige-Start-up ist Celonis, das von drei Münchner TU-Studenten 2011 gegründet wurde. Die drei haben eine intelligente Big Data Technologie entwickelt, die die wichtigsten Abläufe in Unternehmen transparent macht – Einkauf und Vertrieb genauso wie Logistik oder Buchhaltung. Dieses Process Mining ermöglicht Führungskräften, das Unternehmen besser und effizienter zu organisieren. Seit vergangenem Jahr hat Celonis den Rang eines «Einhorns» erreicht. Es gehört damit zum Club der seltenen Startups, die einen geschätzten Wert von über einer Milliarde US-Dollar haben und befindet sich dort in bester Gesellschaft mit Uber, Airbnb oder Zalando.
International aktiv und bestens vernetzt
Möglich wurden diese Erfolgsgeschichten auch durch das neue Gebäude von UnternehmerTUM und TU München in Garching. Das 2015 eröffnete Entrepreneurship Center bietet auf 6.100 Quadratmetern eine einzigartige Infrastruktur für Gründer – allem voran die High-Tech Werkstatt MakerSpace mit einem modernen Maschinenpark für den Prototypenbau und die Kleinserienfertigung.
 
Auch international ist UnternehmerTUM bestens vernetzt. Einerseits mit Global Playern wie Google, Intel oder SAP, andererseits mit Forschungsinstituten und Universitäten weltweit. In der Schweiz gehört zum Beispiel die Università della Svizzera italiana in Lugano zu den Partnern. Die Experten von UnternehmerTUM unterstützen High-Tech-Start-ups bei der internationalen Skalierung. Ausserdem helfen sie ausländischen Teams beim Eintritt in den deutschen Markt.
Von der Idee bis zum Börsengang
Wie die Perlen einer Kette reihen sich die Angebote für Gründerteams aneinander. Im Pre-Incubation Programm XPLORE entwickeln die Experten von UnternehmerTUM mit den potenziellen Gründern ein valides Geschäftsmodell und testen die Marktchancen der Idee. Nächster Schritt ist das dreimonatige Vollzeit Inkubator-Programm XPRENEURS, das die Gründer auf den Markteintritt vorbereitet. Der Accelerator TechFounders macht die Startups fit für eine erste Risikokapitalrunde. An etablierte Unternehmen aller Branchen wendet sich B.NEO. Im Rahmen dieses Angebots können Firmen ihre Innovationskraft stärken und sich mit der Startup-Welt vernetzen.
 
UnternehmerTUM kann startende Firmen nicht nur mit Know-how versorgen, sondern auch mit dem nötigen Kleingeld. Unternehmertum Venture Capital (UVC) investiert gezielt in Startups im deutschsprachigen Raum in den Bereichen Industrie 4.0 und Internet of Things, B2B Software, Mobilität und Smart City. In diesem Jahr wurde der zweite Fonds von UVC mit einem Volumen von 82 Millionen Euro aufgelegt.
Initiativen für Mobilität und künstliche Intelligenz
In zentralen Innovationsfeldern bringt UnternehmerTUM die Stakeholder aus den verschiedensten Bereichen zusammen und setzt damit deutliche Impulse auf nationaler und internationaler Ebene. Im Fokus dieser Initiativen stehen derzeit die Themen Mobilität, angewandte künstliche Intelligenz und Smart City.
 
Seit 2016 koordiniert UnternehmerTUM die Aktivitäten des Digital Hub Mobility. Der Mobility Hub ist einer von zwölf Hubs, die im Rahmen der Digital Hub Initiative des Bundeswirtschaftsministeriums rund um die deutschen Leitindustrien aufgebaut wurden. Sie sollen die digitale Transformation in Deutschland vorantreiben. Im Digital Hub Mobility vernetzen sich Automobilhersteller gezielt mit IT,- Software und Internetunternehmen. Gemeinsam mit Startups und der Wissenschaft entwickeln sie branchenübergreifende Lösungen.
 
Zum Thema künstliche Intelligenz hat UnternehmerTUM 2018 gemeinsam mit Partnern aus Internetwirtschaft und Industrie die Initiative for applied artificial intelligence (appliedAI) ins Leben gerufen. Die Initiative will die Anwendung künstlicher Intelligenz (KI) in Deutschland vorantreiben. Dazu möchte sie ein breites Verständnis von KI, ihrer Bedeutung und ihren Anwendungsmöglichkeiten vermitteln. Im hauseigenen KI-Labor stellt UnternehmerTUM allen Interessierten modernste Hardware, das Wissen von Experten und Beratung bei der Entwicklung von KI-Technologien zur Verfügung.
Ideen für die Städte von morgen
Lösungen für die Stadt von morgen sollen zukünftig im Munich Urban Colab entstehen. UnternehmerTUM baut zusammen mit der Landeshauptstadt München im Herzen der City ein neues Innovations- und Gründerzentrum, das auf über 11.000 Quadratmetern Raum für die Entwicklung und Erprobung von Smart City Solutions bietet.
 
Ab 2020 werden hier Startups, Unternehmen, Wissenschaftler und Kreative aus den verschiedensten Branchen gemeinsam an intelligenten Technologien und Dienstleistungen arbeiten. Ihr gemeinsames Ziel: Das Leben in Städten lebenswert machen. Themen gibt es genug: Verkehr, Luftverschmutzung, erneuerbare Energien, Wasser- und Abwassermanagement, bezahlbarer Wohnraum. Mit diesem bislang einzigartigen Konzept will sich UnternehmerTUM München eine internationale Vorreiterrolle bei Smart City Lösungen sichern. Nach einer Studie der Vereinten Nationen werden um 2050 rund 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten wohnen. Und das sind schätzungsweise 6,8 Milliarden Menschen.
 
Das Start-up Celonis hat den Rang eines «EInhorns» erreicht
Ende 2018 haben sich bei der Handelskammer Deutschland-Schweiz in Zürich im Auftrag der bayerischen Repräsentanz mehrere bayerische Start-ups potenziellen Partnern vorgestellt. Zwischen diesen Gesprächen haben sich fünf Start-ups Zeit genommen, um mit dem Redaktionsteam der Handelskammer über ihre Ideen und Erfahrungen zu sprechen. Die Porträts werden in den kommenden Wochen auch online veröffentlicht.
 
Texte Porträts Start-ups: Selina Villiger & Berta Schifferl
 
 
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