Private versus gesetzliche Altersvorsorge in Deutschland
24. Feb 2015, Wirtschaft | Rentenversicherung

Private versus gesetzliche Altersvorsorge in Deutschland

Die Senioren in Deutschland haben einiges auf der hohen Kante, vor allem ehemals Selbstständige und höhere Beamte müssen im Alter nicht darben. Während Unternehmer allerdings im Ruhestand häufig von ihrem Ersparten leben müssen, können andere Senioren ihr Vermögen weitgehend unangetastet lassen.

Die Deutschen haben fürs Alter vorgesorgt – meistens in Form von Wohneigentum, Wertpapieren, Lebensversicherungen und Sparguthaben. Das jedenfalls zeigt ein Blick auf das Vermögen der Bevölkerung jenseits der gesetzlichen Regelaltersgrenze. Selbst in der Gruppe der ungelernten Arbeiter verfügt jeder Ruheständler im Durchschnitt über ein Nettovermögen von 67.000 Euro, wobei es allerdings grosse Abweichungen nach oben und unten gibt.

Höhere Qualifikation im Berufsleben, höheres Vermögen im Alter

Für alle Erwerbsgruppen gilt die Faustregel: Je höher die Qualifikation und Funktion während des Berufslebens, desto höher ist das Vermögen im Alter. Ehemals leitende Angestellte kommen zum Beispiel im Durchschnitt auf annähernd 177.000 Euro – höhere Vermögen finden sich bei den Ex-Beamten des gehobenen und höheren Diensts, niedrigere bei den Beamten des einfachen und mittleren Diensts.

Die Gruppe der über 65-jährigen Unternehmer verfügt über das höchste Vermögen – im Jahr 2012 waren es durchschnittlich knapp 330.000 Euro.

Mit 65. ist für viele noch nicht Schluss

Für Sozialneid besteht gleichwohl kein Anlass. Zum einen führen Unternehmer ihre Firma oft auch nach ihrem 65. Geburtstag weiter – und da das Betriebsvermögen in die Statistik mit eingeht, unterscheiden sich diese Unternehmer erheblich von ihren Altersgenossen, die schon im Ruhestand sind. Ausserdem sind die meisten Selbstständigen nicht in der gesetzlichen Rentenversicherung, sondern müssen ihre Altersvorsorge privat organisieren. Ihre Reserven dienen also der Altersvorsorge.

Wenn man bedenkt, dass ein Durchschnittsverdiener nach 45 Beitragsjahren in Westdeutschland derzeit jeden Monat 1.287 Euro beziehungsweise 1.187 Euro in den neuen Bundesländern von der Rentenversicherung erhält – und das bis an sein Lebensende –, dann relativieren sich die Rücklagen der Unternehmer.

Die persönliche Rentenkasse – ein Vergleich

Dass Vermögen den Selbstständigen als persönliche Rentenkasse dient, wird umso deutlicher, wenn man auf die Entwicklung des Nettovermögens im Lauf eines Lebens schaut. Demnach bauen die Selbstständigen bis zum Erreichen der Regelaltersgrenze das höchste Nettovermögen auf – der Median erreicht fast 250.000 Euro. Das ist mehr als doppelt so viel wie bei einem leitenden Angestellten. Jenseits der 65 schmilzt das Vermögen des Ex-Unternehmers aber deutlich schneller: Im ersten Ruhestandsjahrzehnt reduziert sich das Vermögen eines ehemaligen Unternehmers um stolze 70.000 Euro, das eines Abteilungsleiters aber nur um 7.000 Euro.

Bei den Selbstständigen ohne Mitarbeiter bleibt das Vermögen im Alter dagegen eher erhalten. Ein Grund dafür ist, dass zu dieser Gruppe auch jene Freiberufler zählen, die in einem berufsständischen Versorgungswerk abgesichert sind. Sie müssen deshalb im Alter weniger stark auf Sach- und Geldwerte zurückgreifen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Das gilt zum Beispiel für Rechtsanwälte und Ärzte.

Pensionäre, die im gehobenen Dienst tätig waren, können ihre komfortable Vermögensposition ebenso in den meisten Fällen halten, während ehemalige Staatsdiener des einfachen und mittleren Diensts deutlich eher ans Eingemachte gehen müssen. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Facharbeitern. Je weniger herausgehoben die berufliche Stellung im Erwerbsleben war, desto stärker schmilzt das Vermögen im Alter – zum Beispiel, weil eine kleinere Rente nicht ausreicht, um den Lebensstandard zu halten.

Sozioökonomisches Panel der IW-Forscher

Im Rahmen des Sozioökonomischen Panels werden die Haushalte alle fünf Jahre detailliert nach ihren Vermögenswerten befragt, zuletzt für das Jahr 2012. Die IW-Forscher haben für jeden Haushalt die Angaben zu Betriebs-, Immobilienvermögen, Lebensversicherungen, Geldanlagen und Kontoguthaben summiert. Das Nettovermögen je Erwachsenen ergibt sich, wenn Hypotheken und Konsumentenkredite gegengerechnet werden und das Ergebnis durch die Zahl der erwachsenen Haushaltsmitglieder geteilt wird.

Fazit

Ob die Personen mit ihrem Nettovermögen nun der Gruppe der Beamten, Angestellten oder Selbstständigen zugerechnet werden, hängt vom Erwerbsstatus des Haushaltsvorstands ab – das ist das Haushaltsmitglied mit dem höchsten Beitrag zum gemeinsamen Einkommen. Bei Ruheständlern erfolgt diese Zuordnung nach dem häufigsten beziehungsweise dem letzten Erwerbsstatus.

Neben dem durchschnittlichen Vermögen wird vielfach auch der Median ausgewiesen. Dabei werden in den jeweiligen Gruppen alle Vermögen aufsteigend sortiert – der Wert genau in der Mitte dient dann als Referenzwert. Das ist bei der Aufteilung nach Altersstufen und Erwerbsgruppen sinnvoll, weil die Fallzahl dadurch kleiner und der Durchschnittswert durch Ausreisser verzerrt wird.

(Bildquelle: © monkeybusinessimages/iStockphoto)




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