Deutsche Messe setzt weiter auf Internationalisierung und Wachstumsmärkte
24. Sep 2013, Wirtschaft | Deutsche Messe

Mit Fokus auf Internationalisierung und Wachstumsmärkte

Die Deutsche Messe ist Spitzenreiter im internationalen Vergleich. Vorstand Dr. Andreas Gruchow im Interview über globale Entwicklungen, Wachstumsmärkte und die Schweizer Exportwirtschaft.

Die Deutsche Messe setzt weiterhin auf Internationalisierung. Welche Trends können Sie im Ausland ausmachen – auch im Vergleich zu Ihren Leitmessen am Messeplatz Hannover?

Gruchow: Während in Deutschland als Messeweltmeister alle möglichen Messe-Themen weitestgehend besetzt sind, entwickelt sich gerade in den BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China) und in der Türkei das Messewesen mit einer beeindruckenden Dynamik. Zum einen entstehen in diesen Ländern neue Veranstaltungen wie am Fliessband. Zum anderen wachsen bestehende, etablierte Messen schneller als wir es in Deutschland gewohnt sind.

Wir erkennen auch, dass im Ausland mehr experimentiert wird. Wenn eine Messe nicht das hält, was sie verspricht, wird sie eingestellt. Es ist aber auch erkennbar, dass durch ein wachsendes Netzwerk der Exportvarianten von Leitmessen in den Wachstumsmärkten die jeweiligen Weltleitmessen in Deutschland für die jeweiligen Branchen an Bedeutung gewinnen. Nur dort treffen sich die Experten aus aller Welt einmal an einem Ort um das vollständigste Angebot und die aktuellsten Trends zu begutachten.

Wie finden Sie immer wieder neue Themen? Wo sehen Sie die Wachstumsmärkte?

Gruchow: Wir konzentrieren uns in erster Linie auf die BRIC-Staaten und die Türkei, verlieren aber etwa Afrika und Südostasien auch nicht aus dem Blick. Die Themen ergeben sich meist durch unsere Nähe zum Markt und zu unseren Kunden. Wenn eine Region für unsere Kunden in den Fokus rückt, entwickeln wir, oft gemeinsam mit den Top-Ausstellern und Branchenverbänden, eine neue Messe.

Ab und zu hört man die Befürchtung, die internationalen Messen könnten in Konkurrenz zu Ihren lokalen Messen stehen. Wie schätzen Sie das ein?

Gruchow: Wir erkennen genau den gegenläufigen Effekt. Unsere Auslandsmessen stärken die Leitveranstaltungen in Hannover. Und das auch, weil wir in den einzelnen Ländern andere, lokalere Zielgruppen erreichen als etwa mit einer HANNOVER MESSE oder einer CeBIT in Hannover. Auch das Angebot der Messe und der Aussteller muss die lokalen Bedürfnisse abbilden, weshalb sich die Ableger einer Weltleitmesse jeweils unterscheiden. Angesichts einer immer stärkeren Globalisierung benötigen die Branchen ihre Treffpunkte, an denen einmal alle wichtigen Entscheider an einem Ort zusammenkommen. Diese Funktion erfüllen unsere Leitmessen in Hannover einfach am besten.

Können Sie uns schon etwas zu neuen Messen an neuen Standorten verraten?

Gruchow: Wir gehören zu den im Ausland am schnellsten wachsenden Messegesellschaften. Kein anderer deutscher Veranstalter hat in den vergangenen Jahren so viele neue Messen an den Start gebracht wie die Deutsche Messe. Wir werden versuchen, dieses Tempo zu halten – und dabei ist in erster Linie unser bestehendes Veranstaltungsportfolio der Ausgangspunkt. Gleichzeitig werden wir insbesondere in Russland und China auch verstärkt neue Regionen erschliessen. Beide Länder sind so gross, dass wir weiteres nennenswertes Potenzial in der Regionalisierung von Messethemen sehen.

Die Schweizer Exportwirtschaft behauptet sich recht gut und ist zunehmend auf aussereuropäische Märkte ausgerichtet. Stellen Sie diese Tendenz auch bei der Ausstellerschaft im Ausland fest? Gibt es vermehrt Aussteller und Besucher aus der Schweiz?

Gruchow: Die Schweiz ist schon seit vielen Jahren eine feste Grösse, mit der man in den unterschiedlichen Industriebereichen rechnet. Wir auch. Und je stärker die Schweiz wird, desto mehr wird sich das auch in den Zahlen der Messeteilnahmen ablesen lassen. Denn die Unternehmen wissen, dass das Marketinginstrument Messe nach wie vor das effektivste ist – und gerade bei der Erschliessung eines neuen Marktes unschlagbare Vorteile hat.

Wie denken Sie, wird sich das kürzlich geschlossene Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und China in Bezug auf Ihre Veranstaltungen in China auswirken?

Gruchow: Das Freihandelsabkommen mit China ist ja noch ganz frisch und es ist daher etwas früh, die positiven Auswirkungen zu bewerten. Dennoch bin ich überzeugt, dass es ein hohes Exportpotenzial in sich birgt und exportierenden Schweizer Firmen positive Impulse bringen kann: Geringere Zölle, Vereinfachung der Zollprozeduren, besserer Schutz des geistigen Eigentums und höhere Rechtssicherheit.

Aus Schweizer Sicht ist China mit Hongkong mittlerweile der wichtigste Absatzmarkt in Asien. Umso bedeutender ist für die Schweizer Exportindustrie, dass dieses Freihandelsabkommen unterschrieben wurde. Welchen Stellenwert China jetzt schon hat, zeigen die Schweizer Warenausfuhren, die Ende 2012 über CHF 16 Mrd. (inklusive Hongkong) betrugen. Nach Deutschland und den USA rangiert China weltweit als drittwichtigster Absatzmarkt von Schweizer Exportgütern.

Was die Schweizer Ausfuhren nach China (inklusive Hong Kong) betrifft, sind sie etwa gleich hoch wie die nach Frankreich oder Italien. Das Abkommen bietet der Industrie und den Dienstleistern der Schweiz enorme Positionierungsvorteile gegenüber anderen Wettbewerbern - etwa aus der EU oder den USA. Und letztendlich natürlich ein vereinfachter Zugang zu einem Markt mit rund 1,3 Mrd. Menschen.

(Bildquelle: Deutsche Messe)




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