Das Boomgeschäft mit Rechenzentren in der Schweiz
23. Aug 2017, Wirtschaft | Datensicherung

Das Boomgeschäft mit Rechenzentren in der Schweiz

Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit hat sich hierzulande in den vergangenen Jahren eine neue Industrie entwickelt. Rechenzentren sind wie Pilze aus dem Boden geschossen. Diese locken zunehmend auch ausländische Unternehmen in die Schweiz.

Die Datenmenge nimmt weiterhin laufend zu, zugleich sind Daten unverzichtbar und wertvoll wie Rohstoffe. Umso wichtiger wird die Datensicherung. 

Serverräume sind hoch gesichert

Eines haben die neuen Datenbunker gemeinsam: Sie sind meist unscheinbar oder gar abweisend. Die Anlagen sind in der Regel fensterlos, durch hohe Zäune vor neugierigen Blicken geschützt und Kameras registrieren jede Bewegung auf dem Gelände. Der Zutritt ist wenigen Mitarbeitenden vorbehalten und erst nach einem mehrstufigen Sicherheitscheck möglich.

Badge und Zutrittscode alleine reichen zudem nicht aus – erst ein Handvenenscan identifiziert das Personal zweifelsfrei und öffnet eine der Schleusen, die in den nächsten abgesicherten Bereich führen. Vier bis fünf solcher Zonen müssen überwunden werden, bevor der erste Serverraum betreten werden kann.

Sicherheit und konstante Verfügbarkeit sind entscheidend

Angesichts der Sicherheitsmassnahmen wird beim Betreten eines Rechenzentrums rasch deutlich, dass die hier gelagerten Informationen wichtig sind. Entsprechend hoch ist der Stellenwert von Datensicherheit und -verfügbarkeit für die Unternehmen, die sich in diesen Datenbunkern einmieten. Sie sind darauf angewiesen, dass ihre Daten permanent verfügbar sind, denn ein Ausfall ihrer Informatik wäre fatal.

Gewährleistet wird die von den Kunden verlangte konstante Verfügbarkeit mit adäquaten Massnahmen. Beispielsweise versorgen in modernen Rechenzentren wie jenem der Green Datacenter AG im – unwahrscheinlichen – Fall eines vollständigen Stromunterbruches mehrere Dieselgeneratoren mit jeweils dreitausend PS die Server der Kunden konstant mit Energie.

Auch die Kühlanlagen sind auf einen unterbruchsfreien Betrieb ausgerichtet, ebenso wie die Glasfaser-Anbindungen, die von verschiedenen Seiten und mehreren Anbietern ins Gebäude führen.

Eine derartige Infrastruktur hat jedoch ihren Preis. Entsprechend umfangreich sind die Investitionen für den Bau und den Betrieb solcher Hochsicherheits-Rechenzentren. Die hohen Kosten haben zur Folge, dass immer mehr Unternehmen ihre Daten an Rechenzentrums-Anbieter auslagern, statt in eine eigene Infrastruktur zu investieren.

Die Schweiz punktet mit guten Rahmenbedingungen

In der Schweiz wurden in den letzten sechs Jahren für rund eine Milliarde Schweizer Franken neue Rechenzentren gebaut. Ein regelrechter Boom, der seine Ursache nicht zuletzt in den besonderen Stand- ortvorteilen des Landes hat.

Es gibt einige Argumente, die für den Bau von Datenzentren in der Schweiz sprechen:

  • der gut funktionierende Rechtsstaat
  • der ausgebaute Datenschutz
  • die allgemeine Stabilität der Schweiz
  • die gute Verfügbarkeit von IT-Fachkräften
  • die hiesigen Glasfaser- und Energie-Infrastrukturen, die in Sachen Qualität einen hervorragenden Ruf haben

Nicht von ungefähr geht eine Studie der Credit Suisse deshalb davon aus, dass bereits heute etwa ein Viertel des europäischen Datenvolumens in der Schweiz gelagert wird.

Besonders hoch ist die Verfügbarkeit von Rechenzentren in der Wirtschaftsregion Zürich-Bern-Basel. Frank Boller, CEO der Green Datacenter AG, bestätigt im Gespräch die Attraktivität dieser Region. «Wir betreiben fünf Rechenzentren im Grossraum Zürich – die risikoarme Lage und die gleichzeitig hervorragende Erreichbarkeit waren wichtige Voraussetzungen für uns, um hier zu investieren», führt er aus. In das letzte Bauprojekt investierte das Unternehmen bereits hundertzanzig Millionen Schweizerfranken.. Ein weiteres Rechenzentrum wird noch folgen. Allein die Standortabklärungen haben laut Frank Boller über ein Jahr in Anspruch genommen.

Der Trend zur Datenauslagerung hält an

Ein kostenintensives Unterfangen für die Rechenzentrumsbetreiber – jedoch eines, das sich lohnt. Über mangelnde Nachfrage können sie sich nämlich derzeit nicht beklagen. Das Datenvolumen wächst jährlich um 40 bis 60 Prozent. Zugleich werden die regulatorischen Vorgaben für die Datenunterbringung immer anspruchsvoller. Dies führt dazu, dass Unternehmen sich vermehrt auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, statt in eine eigene IT-Infrastruktur zu investieren. Diese kaufen sie bei spezialisierten Betreibern günstiger ein.

Doch nicht nur Grosskunden lagern ihre Daten aus – viele Anbieter richten sich mit spezifischen Angeboten bewusst auch an kleine und mittelgrosse Unternehmen. Denn Start-ups und KMU mieten oft bereits ab einem Speicherbedarf von einem Drittel Rack Serverplatz. Teils verzichten sie auch auf eine eigene Infrastruktur und lagern ihre Daten vollständig in virtuelle Server aus. Angesichts dieser breiten Nachfrage ist damit zu rechnen, dass der aktuelle Trend zur Datenspeicherung in externen Rechenzentren anhalten wird.




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