Neuausrichtung der Schweizerischen Zollpolitik: Änderungen zum 1. Januar 2024
15. Nov 2023, Recht & Steuern

Neuausrichtung der Schweizerischen Zollpolitik: Änderungen zum 1. Januar 2024

In einer Zeit, die von rasanter Globalisierung und stetigen Veränderungen in den internationalen Handelslandschaften geprägt ist, schreitet die Schweiz, als Exportland mit einer tief verwurzelten Handels- und Wirtschaftsgeschichte, entschlossen voran und setzt eine bedeutende Neuausrichtung ihrer Zollpolitik fort. 

Abschaffung der Einfuhrzölle für Industrieprodukte
Ab dem 1. Januar 2024 erfolgen Änderungen im Zolltarif aufgrund der Abschaffung von Industriezöllen und der Vereinfachung der Tarifstruktur für Industrieprodukte. Dies bedeutet, dass für die meisten Industrieprodukte kein Zoll mehr erhoben wird, unabhängig von ihrem Ursprungsland. Die Definition dieser Industrieprodukte basiert auf der Klassifizierung des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO), das sie als "alle Güter, mit Ausnahme der Agrarprodukte und der Fischereierzeugnisse" definiert. Diese strategische Massnahme unterstreicht das Bestreben der Schweiz, ihre Wirtschaft weiter zu stärken und ihre Position in der internationalen Handelswelt zu festigen.

 

Vereinfachung der Zolltarifinfrastruktur
Gleichzeitig erfolgt eine grundlegende Überarbeitung der Zolltarifinfrastruktur, um die Handelsprozesse weiter zu optimieren. Der Fokus liegt auf einer schlankeren und vereinfachten Tarifstruktur, wobei die Anzahl der Zolltarifnummern reduziert wird. Trotz dieser Neuerung wird die Angabe von Gewicht und Zolltarifnummer beibehalten, wobei die Zolltarifnummer in Zukunft nur noch aus sechs Ziffern bestehen wird, und ein Ursprungsnachweis entfällt. Ausgenommen von dieser Neuregelung sind bestimmte Produkte der Kapitel 35 und 38, die weiterhin als Agrarprodukte klassifiziert sind und nicht von der Änderung profitieren.

 

Positive Auswirkungen auf die Wirtschaft: Kosteneinsparungen und Wohlfahrtsgewinn
Die Abschaffung der Industriezölle wird voraussichtlich einige Vorteile für Unternehmen in der Schweiz mit sich bringen. Dies umfasst nicht nur direkte Kosteneinsparungen, die zu einem wettbewerbsfähigeren Marktumfeld beitragen können, sondern auch die erwartete Reduzierung administrativer Lasten durch den vereinfachten Importprozess. Dies wiederum führt zu niedrigeren Produktionskosten, was das Interesse an Importen steigern könnte. Es besteht die Hoffnung, dass ein Teil dieser Einsparungen an die Konsumenten weitergegeben wird, obwohl eine geplante Mehrwertsteuererhöhung diesen Vorteil teilweise ausgleichen könnte. Es sei angemerkt, dass Gutachter festgestellt haben, dass die Einsparungen durch die Abschaffung der Zölle grösser sind als die Einnahmen, die zuvor durch diese Zölle generiert wurden, was zu einem insgesamt positiven Wohlfahrtsgewinn führt.

 

Auswirkungen auf den Endverbraucher
Die Neuregelung der Zollpolitik wird voraussichtlich auch vielfältige Vorteile für den Endverbraucher mit sich bringen. Insbesondere könnten Textilien und Bekleidung durch den Wegfall der Zölle günstiger werden. Gleichzeitig könnte der gesteigerte Wettbewerb zu einer höheren Produktqualität und -vielfalt führen. Die steigende Bedeutung des Onlinehandels wird ebenfalls berücksichtigt, obwohl der direkte Einfluss auf ausländische Online-Shops begrenzt sein mag. Dennoch könnte die allgemeine Globalisierungstendenz den Schweizer Markt für internationale Anbieter attraktiver gestalten.

 

Relevanz der schweizerischen Zollreform auf deutsche & internationale Exporteure
Die Neuausrichtung der schweizerischen Zollpolitik hat weitreichende Auswirkungen, auch für deutsche Exporteure. Obwohl deutsche Unternehmen durch bestehende Freihandelsabkommen Schweiz – EU bereits zollfrei in die Schweiz exportieren können, wird erwartet, dass der Wegfall der Zölle die Einfuhr von Artikeln mit einem hohen Anteil an Vorprodukten aus Drittländern beeinflusst. Ein wesentlicher Vorteil dieser Reform ist die Eliminierung der Notwendigkeit von Präferenznachweisen, was zu einer Reduzierung administrativer Hürden führt. Diese Neuerungen werden voraussichtlich die Marktchancen deutscher Unternehmen in der Schweiz verbessern, primär im Hinblick auf zukünftige Digitalisierungsmassnahmen im schweizerischen Zollwesen.

Die Aufhebung der Industriezölle sieht aber keine Anpassungen an den Verzollungsprozessen vor. Die Pflicht zur Einfuhrzollanmeldung, einschliesslich der korrekten Deklaration der Zolltarifnummern der einzuführenden Waren, bleibt weiterhin bestehen. Des Weiteren werden die Steuern und Abgaben bei der Einfuhr (wie z.B. MWST, VOC-Lenkungsabgabe) nicht aufgehoben.

Trotz der Vorteile stehen die Zolländerungen auch potenziellen Herausforderungen gegenüber. Die Schweizer Wirtschaft wird sich verstärkt im internationalen Wettbewerb behaupten müssen. Wie sich inländische Unternehmen an die neuen Gegebenheiten anpassen, wird in den kommenden Jahren zu beobachten sein.

 

Schlussbetrachtung
Die Neuausrichtung der schweizerischen Zollpolitik verdeutlicht das Bestreben des Landes, eine wettbewerbsfähige Position auf der globalen Bühne einzunehmen und Handelsbarrieren zu minimieren. Es ist davon auszugehen, dass diese strategische Entscheidung weitreichende Auswirkungen auf die Handelsdynamik in und um die Schweiz haben wird. Insbesondere wird erwartet, dass sie langfristige Vorteile für die schweizerische Wirtschaft und ihre Handelspartner mit sich bringt.




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