Euroentwicklung hinterlässt Unsicherheiten im Schweizer Immobilienmarkt
13. Mai 2015, Finanzen | Wechselkurs

Euroentwicklung hinterlässt Unsicherheiten im Schweizer Immobilienmarkt

Mitte Januar 2015 hat die Schweizerische Nationalbank die Wechselkursbindung des Franken an den Euro aufgehoben und Negativzinsen eingeführt. An den Aktienmärkten und Devisenmärkten haben diese Massnahmen kurzfristig für grosse Turbulenzen gesorgt.

Nach einer Phase der Hektik scheinen sich nun sowohl die Wechselkurse einzupendeln als auch die Aktienmärkte zu erholen. Für das laufende Jahr geht die Wirtschaft jedoch von einer schwächeren Entwicklung aus. Entsprechend haben Grossbanken wie auch das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO ihre Wirtschaftsprognosen heruntergestuft. Immobilienbesitzer fragen sich, welche Auswirkungen die neue Situation auf den Immobilienmarkt Schweiz haben könnte.

Mittel- und langfristig bestehen Unsicherheiten

Kurzfristig werden die nochmals tieferen Refinanzierungskosten und die weiter gesunkenen Renditen von Alternativanlagen – sowohl beim Wohneigentum als auch bei Renditeliegenschaften – die Preise weiter stützen oder antreiben. Dieser positive Effekt dürfte jedoch begrenzt sein.

Für Käufer aus dem Euroraum sind Schweizer Immobilien in ihrer Heimatwährung über Nacht um rund 15 Prozent teurer geworden. Das dürfte insbesondere im Zweitwohnungsbereich die Nachfrage dämpfen. Zudem ist anzunehmen, dass die Verlangsamung der Schweizer Wirtschaft mittelfristig auch auf den gesamten Immobilienmarkt Einfluss nehmen wird. Hängt dieser doch primär von der Prosperität eines Landes und der damit verbundenen Nachfrage nach Wohn- und Geschäftsflächen ab.

Büromarkt und Wohnungsmarkt entwickeln sich unterschiedlich

Es ist anzunehmen, dass diese Entwicklung im Büro- und Wohnungsmarkt unterschiedlich durchschlagen wird.

Im Büroflächenmarkt, welcher bereits heute regional mit einem Überangebot kämpft, wird dies kurzfristig zu einem erhöhten Druck auf die Mietpreise und Leerstände führen – gemäss verschiedenen Beratungsunternehmen und Studien. Dies wird den bereits eingeleiteten Preisrückgang verstärken.

Auf den Wohnimmobilienmarkt dürfte die Entwicklung der Konjunktur kurzfristig in der Gesamtbetrachtung einen geringeren Einfluss haben. Unterstützt wird diese Prognose unter anderem durch eine Analyse des Beratungsunternehmens Fahrländer Partner AG (FPRE). Gemäss der Metaanalyse «Immobilien» von FPRE vom 1. Quartal 2015 gehen ein Grossteil der Marktteilnehmer sowie die Volkswirte von stabilen bis steigenden Wohnungsmieten aus. Abgeleitet davon zeigt die Studie einen wachsenden Marktwert für Wohnimmobilien als Anlageobjekte auf.

Mittelfristig haben die konjunkturellen Entwicklungen – und damit das Verhalten der Firmen – auch auf den Wohnungsmarkt einen Einfluss. Deshalb sind in verschiedenen Regionen die angezeigte Schwächung der Konjunktur und der damit verbundene Anstieg der Arbeitslosenquote nicht zu vernachlässigen. Vor allem, wenn die verminderte Nachfrage auf die momentan sehr hohe Neuproduktion trifft, dürfte sich der Druck auf die Preise umgehend akzentuieren.

Auch wenn Mehrfamilienhaus- oder Eigenheimbesitzer momentan auf der positiven Seite der aktuellen Entwicklung stehen, ist nicht «business as usual» angesagt. Für den gesamten Immobilienmarkt bildet eine gesunde Wirtschaft, welche ausreichend gut bezahlte Arbeitsplätze zur Verfügung stellt, die Basis des Erfolgs. Geht die Standortattraktivität für Unternehmen zurück, stellt das auch für diese Eigentümer die langfristige positive Rendite in Frage. Aus diesem Grund ist es von grösster Bedeutung, dass der politische Druck für Massnahmen zum Bürokratieabbau, zur Rechtssicherheit, zum Marktzugang und zur finanziellen Entlastung von Unternehmen aufrechterhalten bleibt. Insbesondere im Interesse des Immobilienmarktes Schweiz.

(Bildquelle: © antares71/iStockphoto)




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